Ganz so schnell geht es selten wieder, wenn ein Pferd verletzungsbedingt für einige Zeit ausgefallen ist. Genauso sollte man sich allerdings auch Gedanken darüber machen, wie man wieder mit dem reiten startet, wenn die Pause nach einem Urlaub oder durch Krankheit des Reiters verursacht wurde.
Es können die unterschiedlichsten Gründe sein, dass ein Pferd einmal längere Zeit nicht trainiert werden kann. Viel zu oft ist es dann so, dass das Pferd nach dieser Phase sofort wieder geritten wird. Denn wer hat sich wirklich schon einmal Gedanken darüber gemacht, dass auch die vermeintlich „kleine Schrittrunde“ für ein nicht ausreichend trainiertes und bemuskeltes Pferd eine Höchstleistung darstellt? Vermutlich die wenigsten.
Aber vergleichen wir es doch einmal mit uns selber, wie gut würde es uns gehen, wenn wir spontan morgen unvorbereitet 10 km joggen müssten? Mit einem 10 kg Rucksack auf dem Rücken, der zumindest noch den Vorteil hätte sich nicht selbst auch noch zu bewegen…. Ich glaube kaum, dass wir diese Tour in besonders guter Erinnerung behalten würden. Verspannungen, Muskelkater und Schmerzen wären wohl die fiesen Begleiter der folgenden Tage.
Ein Pferd ist in dieser Hinsicht nicht wirklich anders als ein Mensch.
- Tipp 1: Schnapp dir deinen Reitlehrer oder Trainer und stellt gemeinsam einen Trainingsplan auf. Sich mit einem Fachmann zu beraten und dessen Wissen in Anspruch zu nehmen kann niemals schaden. Das ist sinnvoll, damit man den Überblick nicht verliert und nicht jeden Tag aufs Neue überlegen muss, was und wieviel man mit dem Pferd trainieren sollte. Außerdem kann man sich notieren, wie das Training gelaufen ist und ob es Besonderheiten gab, auf die man in den nächsten Einheiten Rücksicht nehmen sollte. Aus diesem Grund sollte der Plan aber immer flexibel gehandhabt werden. Schien das Pferd gestern am Ende des Trainings müde, dann ist heute vielleicht die bessere Variante den weiteren Plan um einen Tag zu verschieben und einen reinen Koppeltag einzulegen oder einen gemütlichen Spaziergang im Wald.
- Tipp 2: Genügend Zeit einplanen. Je nach Fitnesstand des Pferdes reicht es am Anfang, wenn nur jeden zweiten Tag am Muskelaufbau gearbeitet wird. Natürlich auch nicht stundenlang am Stück, besser ist es die Zeit nach und nach zu steigern. Bitte auch darauf achten, dass während der Arbeit genug Pausen einbaut werden in denen sich Dein Pferd entspannen kann. Phasen der Entspannung sind für den Muskelaufbau genauso wichtig wie Phasen der Spannung. Je nach Zustand des Pferdes kann es auch mal mehr als drei Monate dauern bis eine gute Grundmuskulatur aufgebaut ist. Geduld ist hier das Schlüsselwort um nicht weitere ungeplante Trainingspausen durch Verletzungen oder Überanstrengungen zu riskieren.
- Tipp 3: Nicht nur Reiten hilft beim Muskelaufbau und Konditionstraining. Longieren, Bodenarbeitsübungen, Stangentraining, gemeinsame Joggingrunden oder bergauf und bergab reiten über natürliche Hindernisse. All das kann helfen und unterstützen. Wieder wichtig: Langsam beginnen und steigern. Gerade die gemeinsame Joggingrunde ist eine tolle Sache. Man schlägt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Pferd und Reiter werden gemeinsam fit. Muskulatur, Gleichgewicht und Koordination werden geschult, wenn man als Führer zwischendurch noch Übungen wie Hopserlauf oder Beine kreuzen einbaut.
- Tipp 4: Kontrolliere die Ausrüstung bevor du das erste Mal wieder in den Sattel steigst. Ein besonderes Augenmerk ist hier auf den Sattel zu legen. Ein Fachmann sollte seinen Blick darauf werfen, denn durch die mehr oder weniger lange Pause kann viel Muskulatur verloren gegangen sein. Andererseits kann auch durch die reitfreie Zeit und den folgenden Muskelaufbau an z.B. der Longe ohne Reiter ein bisher bestehendes Problem „ausgeheilt“ sein und der Sattel aus diesem Grund nicht mehr passen. Für den Fall, kann man sich darüber freuen, dass man nun auf einem besseren Weg unterwegs ist und dafür sorgen, dass es so bleibt, indem man den Sattel neu anpassen lässt.
- Tipp 5: Abwechslungsreiches Training sorgt für mehr Motivation. Wenn man sich langweilt ist alles gleich doppelt so schwer. Bahn um Bahn im Hallenbad ziehen? Viel mehr Spaß macht es da doch den einen Tag am Badesee, den anderen im Freibad und den dritten mit Freunden zu trainieren. Genauso geht es auch dem Pferd. Hilfe gibt’s durch den Reitlehrer, der viele Übungen hat, die dann zum Fitnessstand und den möglichen Einschränkungen des Pferdes passend ausgesucht werden.
- Tipp 6: Zu Beginn nur kurze Zeit reiten. Wenn das Pferd Muskulatur aufgebaut hat, kann man langsam anfangen für kurze Zeit zu reiten. Am Anfang reichen – auch hier natürlich wieder abhängig vom Pferd – 15 Minuten gut aus. Die Zeit kann dann Stück für Stück gesteigert werden. Wenn das Pferd fit ist, kannst es mit den üblichen Übungen gymnastiziert und die Muskulatur weiter aufgebaut werden.
- Tipp 7: Aufhören, wenn es am schönsten ist oder allerspätestens bevor es „zu viel“ wird. Auch wenn das bedeutet heute im Trainingsplan nicht so weit wie geplant gekommen zu sein oder auch mal an einer „ungeschickten“ Stelle abbrechen zu müssen. Schon der dritte Trab-Galopp-Übergang und es wird immer schlechter? Das Pferd springt gar nicht mehr an oder rennt davon? Vermutlich ist es durch das vorhergehende Training ermüdet. Besser hier aufhören und keinen Muskelkater riskieren und lieber in der nächsten Trainingseinheit weiter üben. Allerdings müssen Muskeln, damit sie sich aufbauen „gereizt“ werden – das bedeutet, man setzt sie Belastungen aus, die höher sind als sie es gewöhnt sind. Dabei sollte man diese Phase der höheren Belastung aber nicht zu lange aufrechterhalten, um einer Übersäuerung und Mikrorissen vorzubeugen. Der Reitlehrer kann hier unterstützen.
Es liegt also immer in der Verantwortung des Reiters, das Pferd auf seine Aufgabe als Reitpferd bestmöglich vorzubereiten und darauf zu achten, dass es gesund bleibt. Ein wichtiges Kernelement dafür ist der korrekte Muskelaufbau. Auch hier kann der geschulte Blick des Reitlehrers weiterhelfen. Er kann erkennen, ob der gewählte Weg zum Vorteil des Pferdes ist oder an gewissen kleinen Stellschrauben gedreht werden muss um das maximal beste Ergebnis zu erreichen.
Damit aus der „kleinen Runde um den Block“ kein Muskelkater entsteht, sondern schon bald wieder ein langer zufriedenstellender Ritt daraus wird.