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Tür frei bitte! – Bahnregeln haben ihren Grund

So wie es im Straßenverkehr gewisse Regeln gibt an die man sich zu halten hat, so gibt es auch im Reitstall Regeln. Immer wieder jedoch gibt es Menschen die denken, dass diese Vorgaben nur für andere und niemals für sie selbst gelten. Dabei sind gerade die uns so geläufigen Bahnregeln ein sinnvoller Schutz für alle.

Bahnregeln sind dazu da, um in der Reithalle oder auf dem Außenplatz auch dann noch sicher und entspannt reiten zu können, wenn sich mehrere Reiter mit ihren Pferden in der Bahn befinden. So kann sichergestellt werden, dass es während dem Bewegen der Pferde nicht zu ungeschickten Zusammenstößen kommt. Vor allem wenn sich Reitanfänger in der Bahn befinden, die ihre Pferde noch nicht ganz unter Kontrolle haben oder Pferde die in beengten Situationen mit auskeilen reagieren, könnte es sonst unter Umständen auch gefährlich werden. Wenn sich jeder an die Regeln hält und umsichtig reitet, bleibt der Spaß für alle erhalten.

Manch einer jedoch scheint von diesen Bahn- und Stallregeln noch nie etwas gehört zu haben. Da platzt man ohne Vorwarnung in die Halle rein oder es wird munter Schritt auf dem ersten Hufschlag geritten. Longieren, wenn schon vier Reiter in der Bahn sind? Warum denn nicht? DAs Pferd soll sich doch nur kurz etwas austoben bevor selber drauf sitzt.

Da stellt sich die Frage: Sind diese Leute wirklich so egoistisch oder wissen sie es einfach nicht besser? Ich glaube an das Gute im Menschen und behaupte: sie wissen es einfach nicht besser. Da hilft nur ruhig und freundlich darauf hinweisen, erklären und bedanken, wenn es umgesetzt wird. Doch was ist mit jenen Reitern die schon darauf hingewiesen wurden und es trotzdem nicht besser machen oder dann womöglich beleidigt reagieren? Bei denen kann man dann freundlich nachfragen, ob es einen besonderen Grund gibt, weshalb sie sich nicht an die Regeln halten können. Denn auch bei alltäglichen Sachen wie im Straßenverkehr oder in Einkaufsläden gibt es Regeln, an die man sich halten muss und dort klappt es doch auch. Vielleicht ist in solch einem Fall auch ein Gespräch mit dem Stallbetreiber angebracht, so dass man reagieren kann, bevor sich aus solchem egoistischen Verhalten größere Probleme oder gar Unfälle entwickeln. Zusätzlich können Schilder und nette Erinnerungskärtchen helfen, dass zum Beispiel auch die Vergesslichen daran denken ihre Ausrüstung aufzuräumen bevor sie nach Hause fahren.

Natürlich gibt es auch immer wieder Situationen in denen von den bekannten Bahn- und Stallregeln abgewichen werden kann und darf. Dies sollte dann jedem Reiter in der Bahn, sowie auch neu hinzukommenden Reitern bekannt gegeben werden. Insbesondere sollte auch darauf geachtet werden, dass Personen die neu in einen Stall kommen, von diesen stallinternen Regelungen Kenntnis bekommen.

Wann machen solche Regelungen Sinn und wie könnten sie aussehen? Nehmen wir das Beispiel von oben, der Reitanfänger in der Bahn. Vielleicht wird hier die Regelung getroffen, dass er jederzeit den Hufschlag nutzen darf. So wird er berechenbarer für alle anderen Reiter und diese können, da schon fortgeschritten, leichter ausweichen oder mal eben für jemanden bremsen.

Ebenso mit einem jungen Pferd. Wieso diesem nicht den Hufschlag lassen, wenn alle anderen Reiter einverstanden und informiert sind. Es mag Ställe geben, da hat die Bodenarbeit Vorrang vor den Reitern. Wenn es für alle passt und umsetzbar ist, dann gibt es keinen Grund dies so nicht zu vereinbaren.

Was aber auf keinen Fall geht ist auf das Recht des Stärkeren oder Platzältesten zu pochen und Dinge zu beschließen, die für andere nicht tragbar sind. Es sollten Regelungen getroffen werden, die allen zum Vorteil nutzen. Außerdem sollten diese Absprachen klar formuliert werden um zu verhindern, dass zwei Personen unterschiedliche Auslegungsgrade für ihre Zwecke ausnutzen. Idealerweise werden solche stallinternen Regelungen auch schriftlich fixiert.

Und dann gibt es noch Dinge, die sollten selbstverständlich sein, egal welche Regelungen nun gelten. Absammeln der Pferdeäpfel nach dem Bewegen und dann am besten einfach gleich alle anderen Haufen auch mitnehmen. Wie im Titel schon geschrieben „Tür frei bitte“ und die Antwort abwarten. Kein gemütliches Plauderründchen in der Reithalle. Diese ist zum Training vorgesehen, den Tratsch der letzten Woche kann man auch, ohne auf dem Pferd zu sitzen, hinterher gemütlich im Stübchen austauschen.

Wenn wir die Bahnregeln der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) im Theorieunterricht besprechen, notieren alle am Ende noch ein paar „Zauberwörter“. Diese möchte ich auch allen Leser*innen hier am Ende noch mitgeben:

Vorsicht
Rücksicht
Weitsicht
Nachsicht

Und damit: Tür frei bitte und auf Wiedersehen!