Nachhaltigkeit, ein Thema das auch vor den Reitställen nicht halt machen wird. Ein Thema, das wenn wir ehrlich sind, nicht nur für die nachfolgenden Generationen, sondern auch schon heute für uns von Bedeutung ist. Wer möchte in seinem Urlaub denn, statt am Sandstrand, am Abfallstrand liegen? Wer möchte sich, statt schöner Blumen in der freien Natur, nur bunte Plastiktüten anschauen? Wer hat nicht auch schon die eine oder andere Sorgenfalte im Gesicht, weil statt der gerade noch frischen grünen Gräser spätestens im Juli nur noch vertrocknete, braune Hälmchen auf den Weiden stehen?
Was also tun? Jeder von uns hat es selber in der Hand die Stellschrauben mit zu drehen.
Eine wichtige Frage zur Selbstreflexion
Fragen wir uns zu allererst: „Brauche ich das wirklich?“
Wie schnell greift man im Reitsportladen zur nächsten hübschen Schabracke oder zum 20ten Paar neuer Reitsocken. Dabei stapeln sich im Schrank zu Hause schon genügend Exemplare. Konsum ist eine der Hauptursachen dafür, dass die Belastungen der Umwelt immer höher werden. Rohstoffe müssen abgebaut werden und es folgen lange Lieferungen in die Firmen. Die Maschinen dort stoßen Abgase aus und die fertigen Produkte werden wieder über weite Strecken hinweg transportiert. Über Lieferdienste und mit Hilfe des Individualverkehrs damit sie an die Menschen gebracht werden. Nicht zu vergessen sind all die Abfälle, die auf dieser Reise der Rohstoffe zum fertigen Produkt anfallen. Auch die müssen nun wieder entsorgt werden und tragen dabei erneut zu Umweltbelastungen bei.
Gebraucht kaufen statt neu
- Ausrüstung gut pflegen um Neukäufe zu vermeiden (und ganz nebenbei die Sicherheit beim Reiten zu verbessern, man denke nur an regelmäßig gereinigte und dabei kontrollierte Lederriemen an Sattel und Trense).
- Nicht mehr gebrauchtes verkaufen, statt im Schrank zu lagern. So hat jemand anderes die Chance einen Neukauf zu vermeiden.
- Genau überlegen, ob man den Gegenstand jetzt nur haben möchte, weil ihn gerade alle toll finden, weil er vielleicht im Sale oder als Saisonware angepriesen wird oder ob man ihn wirklich braucht.
- Auch die Frage „Brauche ich den Artikel wirklich in dieser Art und Weise?“ kann uns helfen nachhaltiger zu denken und zu handeln.
Wie kann ich Abfall vermeiden?
- Von vorneherein auf gute Qualität achten, so dass die Produkte länger halten und auch leichter zu pflegen sind. Gute Qualität mag im ersten Moment etwas teurer sein, dafür kann man sich auf eine längere Haltbarkeit, intensive Farben (auch nach mehrfachem Waschen) und meist auch ein angenehmeres Tragegefühl freuen.
- Dinge reparieren (lassen) oder für ein neues Einsatzgebiet fit machen. Sattelbaum gebrochen? Der Kindergarten im Ort freut sich sicher darüber. Fliegendecke kaputt? Vielleicht kann die Boxennachbarin mit dem Shetty noch eine kleine Decke daraus nähen (lassen). Aus alten Stallklamotten kann man Putzlappen schneiden und ausgebleichte Schabracken bekommen auf einem Kindergeburtstag mit Batikfarben ein zweites Leben als Taschen geschenkt.
- Dinge selber machen. Altes Brot in Würfen schneiden und trocknen, Karottenscheiben dörren oder Apfelleckerlies im Backofen selber herstellen. Nicht viel Arbeit, aber Transport und Plastikverpackungen gespart. Fliegenspray oder Mähnenspray selber mischen, großer Vorteil: man weiß was drin ist und kann vermeiden was der Umwelt, einem selber oder dem Pferd nicht guttut.
Was kann ich sonst noch tun?
- Wenn irgendetwas wirklich kaputt ist, oder sich Verpackungsmüll nicht vermeiden lässt, dann sollten auch im Reitstall verschiedene Mülltonnen verfügbar sein. So lässt sich eine korrekte Abfalltrennung durchführen. Metalldeckel von Glasflaschen trennen oder Verpackungen gemischt aus Papier und Plastik vor dem Entsorgen voneinander zu trennen kostet nicht viel Zeit und hilft viel. Je reiner die Stoffe getrennt werden, desto leichter fällt das Recycling.
- Genauso kann man natürlich auch beim Einkauf auf recycelte Produkte achten und vermeiden was überflüssigen Müll produziert.
- Verpackungen nutzen, die mehrfach verwendet werden können oder eigene Behältnisse mitbringen. Zusätzlich sind Nachfüllpackungen meist billiger, das freut auch den Geldbeutel.
- Bei Produkten darauf schauen, wo sie hergestellt wurden und ob es nicht regionale Alternativen gibt. Immer mehr Firmen achten auch auf gute Arbeitsbedingungen der Menschen, die die Produkte herstellen. Bio- und Öko-Siegel geben gute Hinweise auf die man beim Kauf achten kann. Auch informieren immer mehr Hersteller auf ihren Internetseiten wie und wo die Produkte hergestellt werden. Für Kleidung gibt es online eine Übersicht der Siegel bei z.B. Greenpeace.
Hier noch einige Nachhaltigkeitstipps für die gesamte Reitanlage. Wie wäre denn die Idee ein, zwei andere mit ins Boot zu holen und ein paar Dinge gemeinsam anzugehen? Vielleicht findet sich auch ein Gruppe Jugendlicher, die eh schon „scharf“ auf das Thema sind und sich freuen einen Ort zu haben an dem sie nicht nur reden, sondern wirklich auch Hand anlegen können?
- Umstellen der Reitanlage auf Ökostrom, vielleicht sogar mit eigener Solaranlage?
- Mengenrabatte für Futterbestellung und Lieferungen in großen Mengen anfragen, vielleicht sogar in Kooperation mit dem Nachbarstall
- Hindernisstangen neu streichen statt neu kaufen
- Eine Bienenecke in einer ungenutzten Ecke einrichten mit Bienenhotel und blühenden Pflanzen auf dem ganzen Gelände.
- Fahrgemeinschaften bilden. Gerade bei den Kindern und Jugendlichen ist es doch vielleicht möglich, dass sich Eltern zu Fahrgemeinschaften zusammenschließen. Oder noch besser: Fahrrad raus und losgestrampelt.
- Einen Stallflohmarkt veranstalten, mit einem Kreativstand zum Thema Upcycling.
Der wichtigste Tipp zum Schluss
Einfach mal anfangen. Egal wo, egal wie klein, jede Änderung kann etwas bewirken und andere dazu animieren auch einfach mal zu beginnen.