Reitlehrer & Reitschüler

7 Tipps für guten Reitunterricht

Oder auch: Pferdetraining = Persönlichkeitsentwicklung

Eine Frage die es zu Beginn dieses Artikels zu klären gibt: Gelten diese Tipps eigentlich für den Reitlehrer, den Reitschüler oder den Umgang mit dem Pferd? Die Frage ist im ersten Moment vielleicht verwunderlich: Einfach nach dem ersten Durchlesen mal mit Tipp #7 beginnen und dann erneut lesen…

Tipp #1: Sei immer ECHT und spiele niemandem etwas vor.

Du bist, wer du bist und du bist, wie du heute bist. Wenn heute ein schlechter Tag ist, dann darf man das durchaus auch so kommunizieren. Wenn du heute müde bist, dann sei müde. Fair ist es dies deinem Reitschüler, deinem Trainer oder auch dem Pferd gegenüber dann auch so zu kommunizieren und die passenden Schlüsse zu ziehen. Niemand ist gezwungen jeden Tag Höchstleistungen zu bringen. Achte aber auch auf die Gemütszustände der Anderen, so sichert man sich den gegenseitigen Respekt.

Tipp #2: Sei immer im HIER & JETZT.

Denke nicht darüber nach, was gestern war oder morgen sein wird. Der beste Moment ist genau dieser Moment. Ändere, behalte bei oder genieße, jetzt. Yoga, Entspannungsübungen oder Visualisierungsübungen können helfen diese Fähigkeit zu erlangen und zu verbessern. Oder nimm dir einen Tag frei und verbringe ihn unter kleinen Kindern, mehr Hier und Jetzt kann man nicht finden.

Tipp #3: Du musst wissen, was du tust. Immer.

Sei dir darüber im Klaren, dass du in jedem Moment ein Vorbild für andere bist. Selbst wenn du dich alleine am Stall vermutest, kann im nächsten Moment ein neugieriges Kind auf der Stallgasse stehen und zuschauen, wie du in Flip-Flops die Hufe deines Pferdes reinigst. Aber auch als Trainer kannst du dir sicher sein, dass die Tipps die du deinem Reitschüler gibst, von diesem weitergetragen und mit anderen Personen besprochen werden. Sei dir im Klaren darüber, in welchen Bereichen deine Kompetenzen ausreichend sind. Verhalte dich nach den zugrundeliegenden Maßstäben und für alles andere: Hol dir Hilfe und lass dich begleiten.

Tipp #4: Arbeite an Schwächen und vor allem auch an Stärken.

Oftmals vergessen wir vor lauter Fehlersucherei und Korrekturen, dass es auch mindestens genauso viel gibt, das man loben und verstärken kann. Oftmals ist es uns möglich, die Stärken soweit auszubauen, dass Schwächen dadurch kompensiert werden können. Im Übrigen wird durch das positive Erwähnen der Stärken unbewusst die Motivation geweckt, so etwas noch öfters zu hören. Mitunter kann so eine Sache „herausgekitzelt“ werden, die eigentlich schwerfällt oder bisher unmöglich erschien.

Tipp #5: Beginne jedes Training ohne Erwartungen.

Schaue, was heute geht. Du weißt als Reiter nicht, was dein Pferd schon den ganzen Tag erlebt hat, ob es Raufereien auf der Koppel gab, oder das Futter später kam als gedacht. Genauso verhält es sich in der Beziehung zum Schüler. Vielleicht gab es in der Schule eine schlechte Note, vielleicht hat der Chef eine Gehaltserhöhung versprochen. Die Nacht war wegen des Babys viel zu kurz oder die Kopfschmerzen der letzten Tage sind endlich wieder verschwunden. Wenn du ohne Erwartungen, startest können sie nur übertroffen werden. Beende jedes Training mit einer gut gelungenen Aufgabe und sei sie noch so klein. Es ist die Basis zur nächsten Trainingseinheit.

Tipp #6: Sei emotional! Das ist ECHTES Feedback.

Freue dich aus tiefstem Herzen und tadle auch verbal aus tiefstem Herzen, wenn du dich gerade ärgerst. Kontrolliere hierbei aber auf jeden Fall deine Emotionen, sei niemals nachtragend, gräme dich nicht. Lass deine Wut nicht an Reitschülern oder an Pferden aus, suche dir Möglichkeiten sie auf gesundem Weg loszuwerden. Denke auch daran, dass einige Personen nicht gut mit überschwänglicher Freude zurechtkommen. Äußere sie trotzdem gerne, aber halte dich etwas zurück bis sie gelernt haben, mit deiner Begeisterung umzugehen.

Tipp #7: Wechsel deinen Standpunkt. Lerne andere Sichtweisen kennen. Experimentiere und probiere Neues aus.

Lese viel, tausche dich mit anderen aus. Schnapp dir Übungen, Tipps und verschiedene Strategien, wann immer du sie bekommen kannst. Um dann herauszufinden, welche für dich, deinen Reitschüler oder dein Pferd geeignet sind. Experimentiere einfach ein bisschen herum. Probiere aus und sieh, wie es dir damit ergeht.

Pferdetraining = Persönlichkeitsentwicklung für alle Beteiligten.

Reiten lernen und Reiten lehren ist kein kurzfristiges Projekt. Reiten als Sport aber auch der Umgang mit dem Pferd ist ein lebenslanger, nie endender Prozess. Wer beim Reiten behauptet, er könne und wisse schon alles, der hat das Reiten nie wirklich erlernt. Reiten lehrt uns viel über uns selbst und auch über unsere Einstellung zum Leben. Egal welcher Reitweise wir uns zugeschrieben haben, reiten zu lernen heißt auch immer ein bisschen über sich selbst zu lernen und zu erfahren. Es ist nicht allein das Ziel das uns besser macht, sondern der Weg, den wir dorthin bestreiten.