Wenn er fällt, dann schreit er. Das allseits bekannte Kinderlied spricht leider wahre Worte. Nicht selten enden Stürze vom oder mit dem Pferd mit schmerzhaften Verletzungen. Aber muss es immer dazu kommen?
Ein kurzes Erschrecken vor einem auffliegenden Vogel beim gemütlichen Wochenendausritt oder ein zu enges Zusammentreffen zweier Reiter in der Halle. Schnell ist es geschehen, das Pferd macht auf dem Absatz kehrt und der Reiter küsst den Boden. Aber auch in den Springstunden oder dem Anfängerunterricht ist es kein seltenes Ereignis, einmal kurz die Balance verloren und schon befindet man sich neben statt auf dem Pferd. Was hilft um dem Fall der Fälle vorzubeugen?
- Passende Ausrüstung des Pferdes
Ganz klar, wenn der Sattelgurt klemmt oder das Reithalfter ständig scheuert steigt die Gefahr, dass das Pferd durch die unpassende Ausrüstung Schmerzen empfindet und diese mit dem Reiter in Zusammenhang bringt. Eine Gefahr die man leicht umgehen kann indem man nicht nur bei der Anschaffung auf passende Ausrüstungsgegenstände achtet, sondern deren Sitz und Sauberkeit täglich neu bewertet. Dinge die im Sommer passend gekauft werden, müssen jetzt mit dem dicken Winterfell nicht unbedingt genauso gut sitzen. Folgt dann bald die Zeit des Fellwechsels, werden die Haare struppig und es kann zu haarlosen Stellen kommen, so dass die Ausrüstung wieder angepasst werden muss. Eine kleine Verletzung seitlich am Bauch durch eine Koppelrauferei? Dann besser mal die Schabracke gegen eine Satteldecke tauschen. Jeder der selber schon einmal eine schmerzende Stelle hatte an der ständig ein Schuh, ein Ärmelbündchen oder der Hosensaum gerieben hat, kann sicher nachvollziehen, wie es dem Pferd mit solchen Dingen gehen muss. Und wenn etwas stört versucht man sich instinktiv dem zu erwehren und so passiert es durchaus, dass sich der Pferdepopo mal kurz in die Lüfte schwingt. - Passende Ausrüstung des Reiters
Wenn es denn passiert, dann sollte man als Reiter natürlich auch gut geschützt unterwegs sein. Ob eine Schutzweste zur Standartausrüstung werden muss entscheidet am besten jeder für sich selber. Einerseits bietet sie natürlich einen Aufprallschutz, wenn man ungeplant das Pferd verlässt, andererseits kann sie durch ihre Bauweise auch einschränkend im Abrollverhalten sein. Auch besteht die Möglichkeit, dass durch Verrutschen andere Verletzungen geschehen können. Hier wie auch beim Sicherheitshelm, und der sollte inzwischen für alle zur Standartausrüstung gehören, empfiehlt sich eine Anpassung und ein Probetragen im ReitsportFACHgeschäft.
Als Alternative zu starren Sicherheitswesten werden inzwischen immer mehr Airbagwesten angeboten, wichtig auch hier die passende Auswahl und Demonstration des Auslösesystems.
Als Bindeglied zwischen Reiter und Pferd können unterschiedliche Arten von Sicherheitssteigbügeln genutzt werden, zum Schutz vor Durchrutschen oder Hängenbleiben bei einem Sturz. Noch wichtiger in diesem Zusammenhang sind auch alle anderen Ausrüstungsgegenstände des Reiters, passendes Schuhwerk, ohne lose Bänder oder Ösen die ein Hängenbleiben verursachen können, sind ein absolutes Muss sobald man im Sattel sitzt. In diesem Zusammenhang möchte ich noch kurz auf wehende Schals oder neckisch geschnürte Sommershirts hinweisen. Jede Schnur, jeder flatternde Stoffstreifen kann sich bei einem Sturz am Pferd verknoten und der Reiter kann vom Pferd mitgeschliffen werden. Aber auch ein Hängenbleiben mit solchen Schals in tiefen Ästen beim Ausritt birgt eine große Gefahr. Ein solcher Fall ist mir bekannt, die Frau wird ihr restliche Leben querschnittsgelähmt im Rollstuhl verbringen müssen. - Gute Ausbildung des Pferdes
Eine gute fundierte Ausbildung ist das A und O für sicheres und sturzfreies Reiten. Stillstehen an der Aussitzhilfe, feine Reaktion auf die Reiterhilfen, ein Pferd das in Alltag konsequenten Umgang gewohnt ist wird sich auch in schwierigen Situationen auf seinen Reiter verlassen und für Anweisungen ansprechbar bleiben. Wichtig ist es sich hier immer wieder Input von außen zu holen, zu gerne wird man selber „betriebsblind“ und schaut über einige Dinge hinweg, die im Schreckfall dann ganz schnell zu kritischen Situationen führen können. Wie heißt es doch so schön: „Ein zweites Paar Augen sieht doppelt so viel.“ Zusätzlich kann jede Möglichkeit genutzt werden, idealerweise mit Unterstützung durch erfahrene Pferde, spannende und besondere Situationen zu meistern. Landmaschinen, Bobbycar, Wunderkerzen, Plastikplanen, immer mehr Reittrainer bieten Schreck- und Sicherheitstraining an. Eine gute Ausbildung ist eine vielseitige Ausbildung. Pferde die gelernt haben auf unterschiedlichen Böden ihr Gleichgewicht zu finden und zu Halten bringen auch andere Boden-Situationen nicht so schnell aus dem Tritt und lernen auch mit rutschigen Momenten gut umzugehen. Aber diese Vielfältigkeit ist auch noch für einen weiteren Punkt kennzeichnend (-> einfach weiterlesen) - Gute Ausbildung des Reiters
Ganz klar, wer bewusst und kontrolliert Parcourhindernisse überwinden kann, den schockt auch ein plötzlicher Freudenhüpfer seines Pferdes nicht. Wer im Gelände mal bewusst die Zügel im Galopp länger gelassen und den frischen Wind um die Nase genossen hat, der verliert nicht gleich bei jedem Tempowechsel nach oben die Kontrolle über sein Gleichgewicht und purzelt rücklings vom Pferd. Wer sich schonmal im Voltigieren oder im Reiten ohne Sattel geübt hat, der kommt nicht gleich in Wohnungsnot, wenn unterwegs ein Steigbügel verloren geht. Und wer immer mal wieder verschiedene Pferde reitet, der lernt unterschiedliche Bewegungsabläufe, Reaktionsverhalten und vielleicht auch schwierigere Typen kennen und kann so sein Erfahrungsschatz ausbauen, lies gerne mal diesen Artikel: Aufs falsche Pferd gesetzt? Gute Ausbildung des Reiters setzt aber, wie beim obigen Punkt schon angedeutet die Hilfe eines guten Ausbilders und Reitlehrers voraus. Nur mit Hilfe der Unterstützung von einer außenstehenden Person können Probleme sinnvoll erkannt und gemeinsam behoben werden. Viele Hürden können leichter gemeistert werden, wenn der fachliche Rat und auch die tatkräftige Hilfe vor Ort regelmäßig und individuell auf die Reiter-Pferd-Kombination zugeschnitten werden kann. Vielleicht hilft dieser Beitrag bei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen - Ausreichend Bewegungsmöglichkeiten und Sozialkontakte für das Pferd
Nicht zu unterschätzen, ein unausgelastetes Pferd, und ja, da zählen auch Pferde dazu, die den ganzen Tag auf der Koppel stehen, dort aber keinerlei Bewegungsanreize haben. Diese Pferde können durchaus versuchen ihren Bewegungsdrang nach zu kommen und dadurch den Reiter loszuwerden. Genauso kritisch kann es aber werden, das Pferd ständig zu bewegen, Kondition aufzubauen, es aber geistig nicht auszulasten. Gerne finden diese Pferde immer wieder neue Möglichkeiten ihrer Reiter herauszufordern und sich selbst geistige Beschäftigung zu suchen. Wer sein Pferd allerdings ständig „über die Uhr dreht“ muss sich im Gegenzug auch nicht wundern, wenn diese Pferde hochsensibel auf alle Reize und Veränderungen in ihrer Umgebung reagieren. Ein gesundes Mittelmaß in allen Punkten ist, auch hier der sinnvollste Weg zu einem zufriedenen, ausgelasteten Reitpartner. - Bewegungstraining, allgemeine Fitness, Balance- und Falltraining für den Reiter
Ganz klar, nicht nur das Pferd sollte fit und trainiert sein, genauso wichtig ist es, dass wir uns als Reiter fit halten und an unseren Schwächen arbeiten. Eine wunderbare Sache die immer mehr in Mode kommt sind sogenannte Fallkurse. Angelehnt aus Techniken der verschiedenen Kampfsportarten werden verschiedene Abrolltechniken gelernt und eingeübt. Vielfach werden auch mit Pferdesimulatoren die unterschiedlichen Situationen nachgestellt und solange trainiert bis sie in Fleisch und Blut übergehen. Und das Tolle ist, je öfters man solche Dinge in ungefährlichen, gestellten Situationen übt, desto mehr speichert der Körper diese Abläufe ab und kann sie ganz unbewusst im Falle eines Falles abrufen.
In diesem Sinne: Hoppe, hoppe Reiter, heiter weiter, von nun an gescheiter!