Allgemein

Reiten ist ein schöner Sport!

Aber, Reiten ist noch vielmehr als das!

Wenn wir uns mit Pferden beschäftigen, lernen wir doch noch vielmehr als nur den Sport “Reiten” als körperliche Betätigung.

Wir arbeiten und lernen mit lebendigen Tieren, für die wir die Verantwortung übernehmen. Wir sorgen dafür, dass sie ausreichend zu fressen haben, dass das Trinkwasser frisch ist, dass die Boxen sauber sind und sie ausreichend Bewegung und Sozialkontakte haben. Wir kümmern uns um Tierarztkontrollen und Hufschmiedetermine ebenso wie um physiotherapeutische Behandlung oder Akkupunktur. Dass sie nach den Reitstunden trocken in ihre Winterdecken schlüpfen dürfen oder im Sommer die Beine gekühlt bekommen.

Wir erlernen Geduld in unserem Handeln: Wenn wir als Anfänger zuerst zehn Versuche benötigen die Hufe alleine auszukratzen oder später dann auch der vierte Einfache Wechsel nicht so gut klappen will wie der von vor drei Wochen. Ob der Sliding Stop mit noch weniger Aufwand oder die 120 Oxer Stange wieder einmal fiel, da hilft nur durchatmen, neu versuchen und sich in Geduld üben. Es dann schlussendlich doch zu schaffen, ist uns größtes Lob und Ansporn gleichzeitig, um mit der nächsten schwierigen Sache weiter zu machen und dann richtig stolz auf uns selbst zu sein.

Wir helfen Jüngeren oder unerfahrenen Reitern, denn wenn uns zu Beginn niemand an die Hand genommen hätte und uns angeleitet hätte, woher wüssten wir heute all die interessanten Dinge und hätten gelernt Beine einzubandagieren oder die wichtigsten Giftpflanzen zu erkennen. So geben wir Traditionen und Werte weiter die wir selber lernen durften.

Wir schauen danach, dass wir Putzplatz und Stallgasse sauber und ordentlich hinterlassen und alle Dinge an ihren Platz geräumt werden. Wenn wir uns Ausrüstung oder Futter von anderen leihen sorgen wir auch hierbei dafür, dass sie ihre Leihgaben alsbald und sauber zurück bekommen. Wir bringen den anderen somit den Respekt entgegen, den wir uns für uns selbst genauso wünschen.

Wir sorgen dafür, dass andere nicht doppelte Arbeit mit uns haben, indem wir Dreck, den wir aus den Boxen mitnehmen oder beim Putzen machen, selbständig wegfegen oder aufräumen. So achten wir die Arbeit anderer und zeigen durch unser gutes Vorbild, wie einfach und schnell es klappt, für Sauberkeit zu sorgen. Außerdem drücken wir uns nicht vor Aufgaben, die unangenehm oder anstrengend sind. Wir wissen, dass eine Box auch bei klirrender Kälte gemistet gehört, dass ein krankes Pferd monatelang im Schritt auf hartem Boden geführt werden muss oder dass andere Arbeiten manchmal einfach erledigt werden müssen.

Wir lernen in Ruhe und mit voller Konzentration an unsere Arbeiten heranzugehen. Sei es während dem Putzen und Satteln oder auch während der Reitstunden. Das sind wir den Pferden, die uns so vieles beibringen, unseren Trainern und auch den andern Mitreitern gegenüber schuldig.

Wir erfahren wie schön es ist, eine große Gemeinschaft zu bilden und Dinge in Gang zu setzen, an denen wir später dann wiederum Freude haben können. Wie aus einem Haufen chaotischer Reiter pünktlich zu Weihnachten eine Quadrille wird, wie wir zu Turnieren den Stall piekfein machen, wie man sich im Sommer trifft um gemeinsam zu grillen oder einen gemeinsamen Ausritt zu plant.

Wir lernen schon früh Regeln zu beachten und uns an Anweisungen zu halten. Nicht nur zum Schutz der Pferde sondern auch unserer selbst. Wir lernen, dass man nicht immer alles wissen kann und fragen in brenzligen Situationen lieber nach Hilfe. So lernen wir nicht nur zu helfen, sondern auch Hilfe anzunehmen.

Wir freuen uns, nach einem stressigen Arbeits- oder Schultag in den Stall zu kommen und einfach nur abschalten zu können. Uns mit den Pferden auf die Koppel zu setzen, eine richtig müde machende Reitstunde zu erleben oder einfach nur den Stress und Kummer von der Seele zu reden.

Wie bitte? Ihr habt gerade bemerkt, dass bei euch im Stall nicht immer alles so läuft?

Das ist genau der Grund, weshalb ich diesen Text geschrieben habe. Weil ich es unendlich schade finden würde, wenn diese Dingen, die ich für so wichtig erachte, nicht nur für das Stallleben, sondern auch besonders für den ganz normalen Alltag eines jeden von uns, einfach so den Bach hinabgehen würden.

Also, deswegen der Aufruf an alle: Setzt euch dafür ein, dass euer Stall ein Ort wird, an dem sich jeder wohlfühlen kann, an dem man auf den Nachwuchs aufpasst und die Alten achtet, an dem wir lernen können, was Geduld, Verantwortung, Freundschaft und Miteinander bedeuten und es vor allem auch pflegen. Sorgt dafür, in dem ihr selbst euch an diese Regeln haltet und andere darauf aufmerksam macht, wenn sie dagegen verstoßen.

In diesem Sinne: Reiten ist ein schöner Sport!