Januar
Ideale Zeit um die guten Vorsätze energisch und mit viel Disziplin anzugehen. Nur jetzt hast du die Chance mit dem vollen Elan durchzustarten. Denn wir alle kennen es: Kaum sind die ersten beiden Januarwochen um, hat uns der Alltag wieder voll im Griff. Also nutze diese Zeit um dir zu überlegen, was im letzten Jahr gut gelaufen ist, was nicht so gut gelaufen ist. Schreib dir eine Liste mit Ideen, die du umsetzen möchtest. Egal ob du notierst “Reitkurs Bodenarbeit anbieten” oder “mehr Abwechslung für meine Reitschüler”, egal ob dir einfällt “Wassergraben-Angst überwinden” oder “neuen Reitlehrer finden”, schreibe es völlig wertungsfrei auf. Wann immer du im kommenden Jahr einen neuen Gedanken hast, schreibe ihn dazu, wenn du etwas erledigt hast, hake es ab. Wenn etwas nicht mehr wichtig ist oder sich verändert hat, formuliere es um oder streiche es. Mit dieser Liste nimmst du Stress und Sorgen von dir, du kannst es nicht vergessen, es ist notiert. Und was du nun an freiem Kopf hast, kannst du ganz in die Zeit mit deinem Pferd oder deinen Reitschülern investieren.
Februar
Nutze die närrische Zeit und mache mal alles anders. Statt abends zum Pferd vielleicht mal vor der Arbeit vorbei schauen? Statt von links zu satteln und aufzusitzen mal von rechts? Statt Dressurlektionen zu pauken vielleicht mal eine Cavalettistunde mitreiten? Statt Unterricht nach Schema F, neuen Input holen? Ein Faschingsreiten organisieren, mit Apfel tauchen, Sackhüpfen oder Slalom um Hütchen herum. Mal ohne Sattel reiten oder eine Sitzlonge buchen. Zwei Reitschüler gemeinsam unterrichten und das Abteilungsreiten üben oder mal ein Pferdetausch. Mach den Februar zu einem ganz besonderen Monat für und mit deinen Reitschülern.
März
Das Frühjahr naht, die Sonne scheint, die Vögelchen zwitschern. Was gibt es schöneres als in dieser Zeit in die Natur zu streben? Nimm dir einen Tag in der Woche und geh mit deinem Pferd spazieren, gib diesen Tipp auch an deine Schüler weiter. Lerne dein Pferd kennen, wie reagiert es in verschiedenen Situation? Stell euch interessante Aufgaben. Weshalb nicht auch einmal zum spazieren gehen verladen? So wird mit Hänger fahren nicht immer nur de stressige Turniertag verbunden sondern auch einmal ein besonders entspannender Ausflug. Nimm dir ein schönes Gelände vor, vielleicht könnt ihr an einen Bach fahren oder ihr findet einen schönen Wald. Gerne auch die beste Freundin und den Pferdekumpel mit einpacken. Ich bin gespannt, was ihr an diesen vier Tagen im Monat März erleben werdet. Genießt es in vollen Zügen.
April
So langsam hat das neue Jahr volle Fahrt aufgenommen: Zeit um etwas Neues zu lernen. Steht bei dir der Wunsch nach einer Fortbildung an? Eine Weiterqualifizierung, ein neuer Trainerschein? Es kann auch nur ein interessantes Buch sein, oder ein Kurs der dich lockt. Suche neuen Input und versuche ihn in deine tägliche Arbeit einfließen zu lassen. Denk daran, alles neue braucht eine Weile, bis es sich vollkommen in den Ablauf integriert, zu Beginn muss man sich noch selber oft daran erinnern, dann wird es Routine. Nutze die Chancen die sich dir stellen, such in Fachzeitschriften nach Ideen, besuche Fachtagungen oder Messen. Knüpfe Kontakte und schließe neue Freundschaften. Lerne selber Neues und lehre es deinen Schülern.
Mai
Sei fair zu dir selber und zu anderen. Sei fair zu deinem Pferd und zu den Pferden mit denen du Kontakt hast. Nicht jedes Lebewesen hat die gleichen Möglichkeiten, viele haben Handicaps oder Wehwehchen. Nicht jeder durfte unter den schönsten und behüteten Umständen aufwachsen. Jeder hat die gleichen Chancen verdient zu wachsen und sich weiter zu entwickeln. Du als Lehrer oder du als Pferdebesitzer hast jedoch die Aufgabe dafür zu sorgen, dass keiner überfordert wird. Die wichtigste Voraussetzung um fair zu anderen sein zu können, ist jedoch auch fair zu sich selber zu sein. Ich kann keinen guten Unterricht geben, wenn ich nur noch von Termin zu Termin hetze um genügend Geld zu verdienen. Ich kann keinen guten Unterricht geben, wenn ich mich in der Atmosphäre des Stalles nicht wohlfühle. Ich kann nicht fair zum Pferd und Reitschüler sein, wenn es mir selber nicht gut geht. Natürlich ist es immer eine Gratwanderung des Unterrichtens, egal ob Schüler oder im Umgang mit dem lernenden Pferd, was nun eine “herausfordernde Überforderung” und was schon eine “absolute Überforderung” (für den momentanen Stand) darstellt. Diese Gratwanderung ist gut zu gehen, wenn man Fehler nicht verpönt, sondern zulässt und ihre Behebung aktiv in das weitere Unterrichtsgeschehen mit einfließen lässt
Juni
Mach den Juni zum Wellness-Monat. Einen Tag die Woche. Gemütlich putzen, eine Bummelrunde ins Gelände und danach noch eine Stunde mit einem schönen Buch mit auf die Koppel legen. Lerne dein Pferd von einer ganz neuen Seite kennen, intensiviere eure Beziehung. Wir sind schon beinahe in der zweiten Hälfte des Jahres und haben doch die schönste Sommerzeit noch vor uns. Nimm dir die Zeit und gönne euch diesen einen Tag in der Woche um ein bisschen zu entschleunigen, ein wenig Zeit zum träumen und zum gemeinsam genießen zu finden. Was kannst du als Reittrainer tun um deinen Schüler zu unterstützen? Kommunizieren den Monat als “Wellnessmonat”. Nehmt euch bewusst keine neuen Übungen vor. Geht drei Schritte zurück. Lobt viele kleinen Dinge die inzwischen selbstverständlich geworden sind. Belohnt eine gute Übung mit der doppelten Zeit an Entspannung, die ihr sonst geben würdet. Haltet kurz inne, krault am Mähnenkamm oder an der Lieblingsstelle. Dieser eine Tag in der Woche soll einfach der Entspannung dienen. Und wünschen würde ich mir, dass ihr genau diese Entspannung dann mitnehmen könnt. In die tägliche Arbeit und weit über den Monat Juni hinaus.
Juli
Ein guter Monat um kurz mal wieder einen Blick auf die Januarliste zu werfen. Wie viel Ehrgeiz und Selbstdisziplin doch dazu gehört die Vorsätze umzusetzen. Wie viel Ausdauer man benötigt für einzelne Vorhaben und sich manchmal nicht traut ein anderes anzugehen, weil man das Risiko scheut, was es mit sich bringen könnte. Vielleicht ist es auch schwer die Sichtweise zu ändern, oder man hat Bedenken, was das Umfeld dazu sagen wird. Der Monat Juli kann uns vielleicht neue Verbündete bringen. Es lohnt sich andere in seine Vorhaben einzuweihen, es lohnt sich ihre Meinung zu erfragen und sich Unterstützung zu holen. Auf geht´s: Nimm dir deine Januarliste und suche dir ein Vorhaben aus, das bisher noch unbearbeitet blieb oder das da begonnen und wieder “vergessen” hast. Such dir Hilfe, such dir Verbündete. Nimm die Stallkollegin mit zum Vortrag, weihe deine Reitlehrerin ein, dass du gerne aufs Turnier möchtest. Suche dir einen Kurs zum Thema Bodenarbeit und bildet eine WhatsApp-Gruppe zum Austausch.
August
Sommerferien, Sonne, Strand und Meer. Hitze wohin das Auge reicht. Und trotzdem gilt: Bleibe innerlich entspannt und cool, auch wenn du Äußerlich hart am arbeiten bist. Nichts überträgt sich mehr auf Mensch und Tier als die innere Haltung eines Lehrers. Wenn du ein unverkrampftes Umfeld bieten kannst, kannst du Höchstleistungen von deinen Schülern fordern. Du kannst jederzeit wieder einen Schritt zurückkommen und für Ruhe und Gelassenheit sorgen. Gib in deinem Reitunterricht was du kannst, sporne an, kritisiere ehrlich, fordere viel und finde durch deine innere Zuversicht und Gelassenheit immer wieder den richtigen Punkt um den Erfolg zu ermöglichen. Ebenso gilt dieser Vorsatz auch für die Arbeit auf und mit dem Pferd. Lass dir niemals deine innere Ruhe nehmen, du musst ein stabiler und verlässlicher Partner für dein Pferd sein. Sorge dafür, dass du es schaffst innerlich runterzukommen, auch wenn die Stange das dritte Mal fällt, der Sliding Stop daneben ging oder der Wechsel schon wieder versprungen war. Arbeite hart an dir und deiner korrekten Hilfengebung, deiner korrekten Pferdeausbildung, aber bleib gelassen ohne Wut und Zorn.
September
Vier Wochen, je einen Tag vollgefüllt mit Kreativität. So wie der September von allem was zu bieten hat, packe dein Schatzkästchen an Wissen und Erfahrung aus. Es gibt kühle Tage und spätsommerliche Tage, es gibt Regen und Sonnenschein, die ersten bunten Blätter aber auch ein Meer an herrlichen Herbstblumen. Sei genauso einfallsreich. Turnübungen auf dem Pferd, Hütchen, Stangen, bunte Bälle. Trailparcour und Geschicklichkeitsübungen. Reiterspiele, Herbstjagd oder Tonnenrennen. Waldausritt oder ab in die Berge, Übungen aus dem Westernbereich für das Dressurpferd, ein paar Cavalettis für das Westernpferd. Steigbügel überschlagen, Reiten mit geschlossenen Augen oder im Rennsitz ein paar Runden drehen. Sorge für Abwechslung, lass dich durch Ideen deiner Reitschüler inspirieren, nutze spontane Gedankengänge und versuch es einfach. Wenn was daneben geht hast du schon wieder ein neuen Ansatz für dein Schatzkästchen gesammelt. Erinnere dich zurück, was hat dir geholfen, welche Tipps sind dir so wichtig, dass sie unbedingt an deine Reitschüler weitergegeben werden sollten? Krame in der Erinnerung und nutze dein gesamtes Können.
Oktober
Ist das Pferd gerade ungehorsam? Oder kann es dich oder deinen Reitschüler im Moment nicht verstehen? Reagiert dein Reitschüler gerade aus Trotz falsch oder kann er aktuell gar nicht umsetzen, was gefordert ist? Lerne wann es Zeit ist zu belohnen und wann Durchsetzungsvermögen gefragt ist. Oktober, der goldene Monat. Nicht immer sind die Leistungen im Reitunterricht so gut als dass man sie vergolden könnte. Einen wesentlicher Punkt des guten Reitunterrichts besteht darin, sein Gegenüber lesen zu lernen. Was bewegt ihn, was kam an Informationen an, was kann umgesetzt werden, was überfordert, was bringt den Lernenden aus dem Konzept. Es ist nicht immer leicht zu unterscheiden, aber eine ganz große Fähigkeit, die das Unterrichten dann zu einer sehr erfolgreichen Sache macht. Vielleicht kann ich heute nicht die Goldmedaille herausholen, aber vielleicht reicht es schon zu Silber oder Bronze. Auf keinen Fall darf ich jedoch belohnen, wenn es nichts zu belohnen gibt. Da gilt es auch einmal sich durchzusetzen, dabei immer fair zu bleiben, und eine Übung, wenn nötig auch nochmal zum dritten oder vierten Mal reiten zu lassen. Dann aber bitte im richtigen Moment beenden und mit einer kleinen Bronzemedaille belohnen (siehe auch Richtiges Loben und Belohnen).
November
Es zieht uns wieder vermehrt nach drinnen vor die Laptops und Computer. Manch einer vertreibt sich gerne die Zeit in Pferdeforen und in den sozialen Medien. Machen wir den November zum Monat der “Sinnvollen Kommentare im Internet”. So gut man sich hinter Pseudonymen und in der großen Menge der Kommentar-Ersteller verstecken kann, bitte überleg genau, was du schreibst und wie du es schreibst. Es bringt dem Fragesteller wenig, wenn er zum 20ten Mal liest “Daumen hoch”, “Schönes Pferd” oder “Geht mir genauso”. Sicherlich kann er aber etwas damit anfangen, wenn du schreibt “Mein Pferd hat ebenfalls dieses Problem, ich habe es so und so gelöst.” oder “ich nutze für den Fall…”. Achte auch auf deine Wortwahl. Was man im direkten Gespräch mit einem Augenzwinkern sagt, oder wie man sofort auf die Miene des Gegenüber reagieren kann, dies alles ist übers Internet nicht möglich. Auch für die Fragesteller gilt: Beschreibe dein Problem klar und deutlich, lies die Antworten gründlich und reagiere nicht sofort über. Geh davon aus, dass die anderen helfen wollen. Ein kleiner Tipp noch, notiere dir die Antworten auf einem Blatt Papier, im Internet geht vieles schnell verloren und versteckt sich gut.
Dezember
Der letzte Monat des Jahres, ein Vorsatz bleibt noch übrig: Tu jemandem was Gutes, tu dir selber etwas Gutes. Sei dankbar dafür, was alles gut geklappt hat im vergangenen Jahr. Du hast vieles richtig gemacht, Fehler dürfen (und müssen) passieren. Du hast dich bemüht deine Vorsätze umzusetzen und wenn auch nur ein einziger funktioniert hat, hast du etwas Tolles erreicht. Nimm dir Zeit für dich, nimm dir Zeit für deine Lieben. Nimm dir Zeit für deine Reitschüler, bleibe nach der Stunde noch auf einen warmen Tee und ein paar Plätzchen. Genießt, was ihr in diesem Jahr zusammen auf und mit den Pferden erreicht habt. Erzählt euch die lustigen Geschichten des vergangenen Jahres, erinnert euch auch an die traurigen Momente. Nehmt Fehler nicht zu ernst und belohnt euch reichlich für eurer Erfolge.